Imagineering. Visuelle Kultur und Politik der Sichtbarkeit (Tom Holert)

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Foucaults Kunst des Sehens (S.40)

Kurzum, Sichtbarkeit ist Sache eines positiven, materiellen, namenlosen Körpers von Praktiken. Ihre Existenz zeigt, dass wir in dem , was wir sehen, weit weniger frei sind als wir glauben, denn wir sehen nicht die Zwänge des Denkens in dem , was wir sehen können. Es zeigt jedoch auch, dass wir in viel höherem Maße frei sind als wir glauben, da das Element Sichtbarkeit auch etwas ist, was das Sehen auf historischen Wandel oder Veränderung öffnet. Das ist das Problem der évidence. S.43/44


Évidence kommt von videre: sehen. Der Begriff ist später in der Bedeutung zu Beweis, Zeugnis, Unzweifelhaftigkeit für den Verstand geworden. ... Die Ereignisse zu sehen, durch welche die Dinge selbstverständlich werden, heißt deshalb zu sehen fähig sein, in welcher Weise diese möglicherweise unerträglich oder unakzeptabel sind. Für Deleuze ist Foucault ein Sehender, das heißt jemand, der etwas Nichtgesehendes sieht (z.B. die Lücke zwischen der Selbstverständlichkeit des Gefängnisses und dem, was da tatsächlich abging).


Sehen und Begehren (S.54)

Es gibt einen Voyeurismus der Medizin in den sexuellen Abweichungen des 19.Jh. Foucault fasst dieses Interesse als historische Eigenschaft eines ärztlichen Diskurses und einer medizinischen Praxis, nicht als Marotte der unterstellten Individualität der Ärzte. ZB die Salpetriere Charcots war ein riesiger Beobachtungsapparat zur Anreizung von Sexualität.