Einführung: Gender als Kategorie kunsthistorischer Forschung (Anja Zimmermann)

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1. Kultur, Natur, Geschlecht: Feministische Kritik an der Naturalisierung der Geschlechterdifferenz

Marginalisierung von weiblicher Kreativität: Kategorien wie Genie/Künstler/Kreativität sind schon geschlechtsspezifisch

G. Vasari (16.Jh): männliche Kreativität – geistiges Vermögen

weibliche Kreativität – durch Reproduktionsfähigkeit

Frauen hatten bis ins 20. Jh kein Zugang zum Aktstudium

Der Ausschluss von Frauen in der Kunstgeschichte ist nicht die Ursache für eine unterschiedliche Bewertung der Kunst sondern ein zu analysierender Diskurse (zB museale Praxis, Texte, visuelle Phänomene)

„jede Art des Zu-Sehen-Gebens ist auch Deutung, Konstruktion von Bedeutung“ S.11

Kunst und Kunstgeschichte als Diskurse die Kategorien wie Frau, Weiblichkeit & Kreativität erst hervorbringt

„Natürliches Geschlecht“ wird nur durch kulturelle Parameter wirksam, es begründet sich zB nicht in der Anatomie ob Frauen wählen dürfen. Die sex / gender Differenzierung betont zwar die natürlich/biologischen Differenz der Geschlechter (dekonstruiert) aber trotzdem stellt sie die Zweigeschlechtlichkeit nicht in Frage. Denn männliche und weibliche Körper sind schon das Resultat gesellschaftlicher Praxis (Butler) S.16

Butler kritisiert das Subjekt des Feminismus nämlich die Kategorie Frau die durch Machtstrukturen (Foucault) hervorgebracht wird und daran teilhaben will. Auch kritisiert wird die generelle weiße, mittelständische, heterosexuelle Perspektive im Feminismus. Daher muss Geschlechtsidentität laut Butler immer in politischen und kulturellen Vernetzungen gedacht werden. Die Sex / Gender Trennung ist fragwürdig, da der natürliche Körper (sex) nicht der Gegenpol zum kulturellen ist (gender), in den sich kulturelle Markierungen einschreiben, sondern er ist schon das Ergebnis eines Diskurses! (S.17) Körper sind also kulturell konstruiert. Das Geschlecht ist der Effekt der Diskurse in denen es verhandelt wird.


Queer Studies

Kritik an Normalisierungen heterozentristischer Körper- & Sexualitätsdiskurse - Heteronormativität (S.17)

Sexualität ist auch konstruiert und entsteht performativ.

Queer: Arbeiten mit offenem ID-Begriff um neue Festschreibungen „normaler“ & „abweichender“ ID zu verhindern.

Bei einem Verweis auf eine natürliche Essenz des Körpers können Erfahrungen nicht berücksichtigt werden, die den Körper als unnatürlich wahrnehmen (zB Inter- & Transsexualität). Daher ist die Theorie der Geschlechterdifferenz wichtig, die alle Erfahrungen mit einbeziehen kann. Eine von Tausend Geburten ist Intersex (uneindeutig nach herrschender Definition) Was ist damit? Etwa nicht natürlich?

Unbenennbarkeit dieses Natürlichen vor kultureller Praxis (vordiskursiv?) Angleichung der „übergroßen Klitoris“ oder des „zu kleinen Penises“ an eine fiktive Norm passiert nicht aus medizinischer Notwendigkeit sondern wegen gesellschaftlicher Anforderungen. Erst seit dem 18. Jh gibt es eine intensive anatomische Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper wegen der Gebärfähigkeit. Die Medizinische & künstlerische Bildproduktion liegen eng beieinander zB Kindheit / Mutterschaft. Die Mutterschaft als natürliche Bestimmung der Frau ist medial konstruiert.


2. Geschlechterdifferenz und Visualität in Kunst und Kunstgeschichte

Fragen wie Wie hängen Bild, Blick und Geschlecht zusammen? Gibt es eine weibliche Ästhetik? Welche Rollen spielen Geschlechterbilder in den Vorstellungen vom Künstler? Warum gab ein keine großen Künstlerinnen? Verbinden Visualität und Geschlecht dort wo visuelle Repräsentation produziert, rezipiert und kategorisiert wird. Seit den 70ern passiert eine Aufarbeitung der Geschichte von Künstlerinnen. Traditionslinien künstlerischer Tätigkeit sind zwar existent aber nicht besonders sichtbar (Profession ohne Tradition). Arbeiten sollten auch immer als Teil von Theoriebildung verstanden werden (nicht nur im Sinne traditioneller Gegenstandsbereiche der Kunstgeschichte)!! Kritik an Weiblichkeitsbildern in der Kunst (Stereotype wie Hexe, Hure, Mutter, Vamp; Heilige) Auf welche Weise sind Bilder an Herstellung von Wirklichkeit beteiligt? Welche Funktion haben Bilder des Weiblichen im Repräsentationssystem? Fragen die nicht durch Analyse zu beantworten sind. Also Untersuchungen inwiefern Repräsentationen Wirklichkeit produzieren und strukturieren und nicht einfach nur reproduzieren. S.23

Silvia Eiblmayr: „Bildstatus“ der Frau – strukturelle Beziehung zwischen weiblichem Körper & symbolische, materielle Form des Bildes zB weiblicher Akt. Ein von der phallozentrischen symbolischen Ordnung unabhängiges Bild von Weiblichkeit lässt sich nicht etablieren. S.24.


Psychoanalyse, Geschlecht, Visualität

„Die Kategorie des Unbewussten dient nicht dazu, die eigentliche Bedeutung eines Kunstwerks oder gar das Unbewusste des Künstlers aufzudecken. Vielmehr wurde mit Hilfe der Psychoanalyse für eine Analyse der Produktion von Bedeutung durch Bilder argumentiert, die sich in deren Produktion und Rezeption ereignet und nicht mit den Intentionen des Künstlers übereinstimmen muss.“ Lacan ist wichtig für die Psychoanalyse im Feminismus zB Übertragung des Spiegelstadiums beim Kind auf die Verknüpfung von der Repräsentation von Weiblichkeit und Männlichkeit und Identität. Bei ihm hat das Bild eine zentrale Rolle bei der Konstituierung von Identität. S.26 Bilder nicht mehr gelesen als Spiegel der Wirklichkeit sondern untersucht auf Produktion von Wirklichkeit und Identität. Laura Mulvey präte 1975 den Begriff des männlichen Blicks im Hollywoodkino. Als Blickposition die männlich konnotiert ist. Der weibliche Körper wird entweder durch den Kamerablick kontrolliert oder fetischisiert.S.26 Aber die Psychoanalyse trät auch ihren Teil bei zur Zementierung vermeintlich natürlicher Geschlechtereigenschaften. Feministische Auseinandersetzung mit Psychoanalyse: Luce Irigaray & Julia Kristeva